Das Ganztagsgymnasium ist zukunftsweisend. Denn um alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich individuell zu fördern, ist es sinnvoll, die schulische Lernzeit neu zu definieren und flexibler zu gestalten. Das gelingt besser, wenn der Nachmittag mit einbezogen wird. Individuelle Förderung in Ganztagsschulen ist der zentrale Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit. Wie kann der Ganztag im Gymnasium jedoch konkret aussehen? Was muss sich verändern, damit individuelle Förderung gelingt und Potenziale entwickelt werden?

Diesen Fragen widmete sich das Projekt Ganz In: Von 2009 bis 2015 stellten 30 Gymnasien sowie ein Referenzgymnasium aus Nordrhein-Westfalen ihre Organisation auf den gebundenen Ganztagsbetrieb um und weiteten ihre Lernangebote systematisch aus. Übergreifendes Ziel war es, die Qualität der schulischen Abschlüsse zu verbessern und mehr Schülerinnen und Schülern die Chance auf das Abitur zu eröffnen. Insbesondere Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Milieus sollten ihre Potenziale voll entwickeln können.

Zentraler Baustein des Projekts war die Unterrichtsentwicklung: Durch eine neue Unterrichts- und Lernkultur im Ganztagsgymnasium sollten die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Leistungspotenziale besser entfalten können. Dabei unterstützte Ganz In die Projektschulen, ihre Unterrichts- und Lernkultur gezielt weiter zu entwickeln.

Im Fokus des Projekts standen die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik sowie Biologie, Chemie und Physik, für die jeweils differenzierte Diagnose- und Förderkonzepte erarbeitet wurden. In allen fachlichen Teilmodulen wurde darüber hinaus der Lehr- und Lernpsychologie sowie der kontinuierlichen Förderung der Unterrichtssprache Deutsch besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Die Schulen erhielten in diesem Kontext eine umfassende Unterstützung aus dem Bereich der Fachdidaktik, der Lehr- und Lernforschung und der Schulentwicklungsberatung. Die Weiterentwicklung des Unterrichts wurde durch ein umfangreiches Angebot an Fortbildungsmodulen systematisiert, die von den Projektschulen eigenverantwortlich gesteuert wurden. Durch die Netzwerkstruktur im Projekt Ganz In konnten sich die Schulen zudem bei gleichen oder ähnlichen Problemlagen austauschen und gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Alle drei beteiligten Ruhrgebietsuniversitäten verknüpften ihre beratende Arbeit an den Schulen mit wissenschaftlicher Forschungstätigkeit. Die wissenschaftliche Begleitung trug wesentlich dazu bei, die Unterrichtsqualität an den Projektschulen systematisch zu verbessern und die Veränderungen zu dokumentieren. Ein zentrales Ziel war dabei die Verbesserung der Schülerleistungen. Quantitative und qualitative Erhebungen ermittelten, inwiefern das Projekt diese Ziele erreichte.

Auf struktureller Ebene untersuchte die Begleitforschung die Gelingensbedingungen für die erfolgreiche Umstellung zum Ganztagsgymnasium. Dies ermöglichte eine landes- und bundesweite Übertrag- und Anwendbarkeit der entwickelten und erprobten Konzepte. Und nicht zuletzt: Durch die aktive Mitarbeit im Projekt Ganz In trugen auch die Schulen dazu bei, zentrale neue Erkenntnisse über die pädagogischen und organisatorischen Herausforderungen des Ganztags zu gewinnen. Sie waren wichtige Multiplikatoren in ihrer jeweiligen Bildungsregion.